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Ausgrabung

Forschungsgeschichte und Forschungsprojekt

Die Überhügelung der Holsterburg mit Erdreich im Nachgang der Ereignisse des Jahres 1294 war insofern erfolgreich, dass sie tatsächlich die Anlage aus den Augen der Betrachter verschwinden ließ; aus dem Sinn waren sie und die angrenzende Siedlung jedoch nicht, denn noch Karten bis in die frühe Neuzeit verzeichnen die Lage von Burg und/oder Siedlung nachweislich. Auch die historische Forschung bezeichnete den markanten Hügel immer wieder als „Holsterburg“. Dabei blieb es bis zum Jahre 2010, als die Anlage im Zuge der archäologischen Landesaufnahme vermessen wurde und dabei ein erster Eckquader ins Auge fiel.

Überhügelung der Holsterburg
Der bewachsene Hügel vor Beginn der Ausgrabung. Dieses „Resultat“ der 1294 vorgenommenen Überschüttung der Holsterburg führte dazu, dass der Standort noch bis 2010 als Überrest einer Motte  beziehungsweise Turmhügelburg fehlinterpretiert wurde (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/H.-W. Peine)

Dieser war schließlich „Stein des Anstoßes“ für eine erste Detektion der Grundform der Anlage und, nach dem sicheren Nachweis einer oktogonalen Außenmauer, für den Beginn eines interdisziplinären Forschungsprojektes. Von 2010 bis 2017 fanden in jährlichen Kampagnen Ausgrabungsarbeiten im Bereich der Holsterburg statt, welche sie zu einem Kernpunkt der westfälischen Burgenforschung werden ließen. Mit ergänzenden Forschungen von Cornelia Kneppe und Michael Lagers zur Entschlüsselung der „Geheimnisse“ der Familie Bercule gelang die Einbindung der Herren von Holthusen und ihrer Burg(en) in die regionale Geschichte.

Bauweise und Nutzung

Grundsätzlich schließt das zweischalige, unterschiedlich hoch erhaltene und im Mittel 1,80 m breite Mauerwerk der Ringmauer auf acht Segmenten mit einer Gesamtlänge von 86,83 m bei einem leicht asymmetrischen Grundriss eine Gesamtfläche von 431 m² ein; zusammen mit der Mauerfläche steht die Burg auf einem Grund von 568 m² (Klapptafel). Dabei umfasst die Ringmauer von ihrem Baugrund bis auf das Niveau der Basisgeschosse der Innenbebauung einen im Zuge der Errichtung des Außenmauerwerkes sukzessive eingefüllten, etwa 5,80 m hohen Schüttungskegel.

Die Innenschale wird von lagenhaft gesetztem Mauerwerk gebildet, dessen Steinmaße teilweise deutlich unter denen der Quader der Außenschale verbleiben. Qualitativ steht es dabei in keinem Vergleich zur repräsentativen Schaufassade. Nur wenige erhaltene Abschnitte, die den Schüttungskegel überragen, wurden auf Sicht angelegt. Putzreste ließen sich an keiner Stelle belegen. Dagegen fand sich in weiten Bereichen des Schüttungskegels aus den Fugen hervortretender Pressmörtel. Zwischen den Mauerschalen wurde kein einfaches Füllmauerwerk eingebracht, sondern ein aus plattigen Bruchsteinen bestehender und in sehr harten gelblichen Sandmörtel gesetzter Mauerkern, welcher den Rückschluss zulässt, dass auch beim nicht sichtbaren Mauerkern auf Qualität gesetzt und somit auch am Finanziellen nicht gespart wurde.

Die Außenschale des Oktogons wird in Gänze aus sorgfältig bearbeiteten, lagenhaft und regelmäßig angeordneten Glattquadern und annähernd fugenlos gesetzten Eckquadern gebildet. In den Mauersegmenten zeigen sich auf den Sichtflächen vieler Werksteine Variationen von Fischgrätmustern. Die mächtigen Großquader in den Eckverbänden weisen hingegen eine außerordentlich feine Glättung auf. Gut gearbeitetes Mauerwerk aus Steinquadern findet sich in Westfalen zwar nicht selten im romanischen Sakral-, hingegen kaum im Profanbau. So weisen nur wenige westfälische Burgen bei hervorgehobenen Bauten wie etwa den Bergfrieden entsprechendes qualitätvolles Mauerwerk auf. Als Bauherren solcher Bauwerke treten über Westfalen hinaus vor allem hochadelige Geschlechter in Erscheinung,etwa die Landgrafen von Thüringen und Hessen.

Die mächtigen Quader des Eckverbandes stabilisieren und betonen die Ecken des Oktogons der Holsterburg. Die nahezu fugenlos gesetzten Steinblöcke mit Seitenlängen von ca. 35 cm bzw. 40 cm bis max. 1,23 m und Höhen von 33 cm bis 50 cm greifen dabei in das dazwischenliegende Glattquadermauerwerk der Segmente ein und rahmen diese gleichsam ein. In den Segmenten selbst weisen die verwendeten Steine Längen von teilweise über 1 m auf, die Höhen, welche die jeweiligen Lagenstärken des Mauerwerkes vorgeben, variieren zwischen 12 cm und 43 cm. Die präzise Steinmetzarbeit und Mauertechnik setzt sich bis in den abgestuften Fundamentsockel fort, der auf mächtige, vorburgzeitliche Kolluvien, die sich binnen weniger Jahrhunderte im Mittelalter ablagerten, gründet.

Zum Gesamteindruck der monumentalen Außenfassade trägt neben der exzellenten Steinbearbeitung und -setzung ein außerordentlich exaktes Fugenbild bei. Der hier genutzte Mörtel war sehr fein gemagert und wies einen besonders hohen Kalkanteil auf. Große Bereiche zeigten darüber hinaus einen feinen Fugenstrich. In Gänze muss die Außenschale der Holsterburg somit als äußerst repräsentative Schaufassade angesprochen werden.

Nichtsdestotrotz ist diese „Haut des Bauwerkes“ aber keinesfalls makellos. Wie die Haut eines Menschen Spiegel des Lebens von der Geburt bis zum Tod sein kann, so weist auch die Außenschale des Oktogons Marker für die Lebensgeschichte des Bauwerkes auf. Und diese lassen Rückschlüsse auf das Geschehen zwischen dem Entstehen und dem Untergang der Anlage zu.

Sucht man in diesem Zusammenhang Marker für das Entstehen der Anlage, fallen dem Betrachter sofort die zahlreichen Gerüstlöcher innerhalb des Glattquadermauerwerkes der einzelnen Segmente ins Auge. Diese Spuren der im Zuge der Aufmauerung verwendeten Auslegergerüste ließen sich bei einer weitgehend einheitlichen Größe (mit Kantenlängen um die 15 cm) und Anordnung auf einer annähernd gleichen Arbeitshöhe von ca. 177,70 m ü. NN bis 177,80 m ü. NN zumindest bei fünf der acht Oktogonsegmente mehr oder weniger deutlich erkennen. Teilweise lagen sie dabei offen, teilweise waren sie aber auch mit entsprechend zugearbeiteten Blendsteinen zugesetzt. Ein Einsatz von Hebewerkzeugen ließ sich aufgrund fehlender Spuren am Steinmaterial nicht nachweisen.

Aber nicht nur der Bau spiegelt sich in konkreten Markern wider, auch die Phase der Nutzung und schließlich die Zerstörung der Burg 1294 lassen sich am Außenmauerwerk ablesen. Für die Nutzungsphase können beispielsweise Reparaturspuren angeführt werden, welche sich am anschaulichsten in Form zahlreicher ausgebesserter Risse zeigen. Einige Beschädigungen sind dabei sogar sehr gravierend, wie etwa das westliche Oktogonsegment mit zwei geflickten Setzungsrissen. Dazu wurden, wie auch in anderen Fällen gängige Praxis, kleinere, dem Riss angepasste Steine eingefügt, welche später „überputzt“ wurden, um den Schaden auch optisch zu kaschieren. Die Detailbetrachtung des rechtsseitigen Eckbereiches zeigt aber auch über den „üblichen“ Riss hinausgehende Reparaturmaßnahmen. Hier wurde ein offenbar vormals existenter Eckquader durch kleinteiliges Mauerwerk unter Zuhilfenahme einer außergewöhnlich hohen Portion Mörtel ausgebessert. Der genannte Eckquader war derart in Mitleidenschaft gezogen, dass seine Entfernung und eine entsprechende Ausbesserung nötig wurden. Im Bereich des nördlichen und nordwestlichen Oktogonsegmentes waren sogar Teile der Außenschale großflächig ausgetauscht worden. Auf diese Baumaßnahme weist zudem ein mächtiger, dem Mauerwerk vorgelagerter Bauhorizont hin.

Eine weitere Schadstelle am südöstlichen Oktogonsegment verwundert jedoch ob ihrer ungewöhnlichen Ausgestaltung. Sie kann aber auch über den „üblichen“ Riss hinausgehende Reparaturmaßnahmen. Hier wurde ein offenbar vormals existenter Eckquader durch kleinteiliges Mauerwerk unter Zuhilfenahme einer außergewöhnlich hohen Portion Mörtel ausgebessert. Der genannte Eckquader war derart in Mitleidenschaft gezogen, dass seine Entfernung und eine entsprechende Ausbesserung nötig wurden. Im Bereich des nördlichen und nordwestlichen Oktogonsegmentes waren sogar Teile der Außenschale großflächig ausgetauscht worden. Auf diese Baumaßnahme weist zudem ein mächtiger, dem Mauerwerk vorgelagerter Bauhorizont hin.

Bei einer Blide handelt es sich um eine Kriegsmaschine, die durch die europäischen Kreuzfahrerheere von den Arabern übernommen wurde. Der Einsatz solcher Waffen kann für Europa bereits für das 12. Jahrhundert verzeichnet werden (etwa Lissabon 1147, Neapel 1191). Im deutschen Sprachraum tritt die Blide ab der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf. Gesichert wird sie erstmalig 1212 bei der Belagerung der Runneburg durch das Heer Kaiser Ottos IV. eingesetzt. Bau und Bedienung einer Blide setzten großes Fachwissen voraus. Der „Blidenmeister“ war daher in der Regel ein gut ausgebildeter Spezialist, ihr Einsatz ein entsprechend teures Unterfangen, waren doch ferner eine Mannschaft für den Transport und die Bestückung, sowie eventuell für den Bau und die Verteidigung einer Belagerungsschanze notwendig. Wurde eine Blide also einmal eingesetzt war demnach nicht nur ein wie auch immer gearteter „Schuss vor den Bug“, sondern eine „Herbeiführung von Tatsachen“ beabsichtigt.

Ausbesserungen an der Außenmauer
Riss in der Außenschale des Oktogonsegmentes (2-7) mit Reparaturspuren; für eine Entsprechung vgl. auch Abb. 7 mit einem annähernd mittig erkennbaren, ausgebesserten Riss (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/M. Thede)

Entsprechendes Kapital hatte das Städtebündnis von 1294 sicher, auch wegen der Rückendeckung des Bischofs von Paderborn, weswegen der in diesem Zusammenhang nachgewiesene Einsatz der Belagerungsmaschine nicht weiter verwundert – und Tatsachen wurden auch geschaffen. Die Reparatur des genannten Prellschadens belegt aber definitiv, dass dieser nicht mit den Geschehnissen des Jahres 1294 in Zusammenhang steht. Das Schadereignis muss also zu einem früheren Zeitpunkt erfolgt sein. In Anbetracht der Tatsache, dass der Einsatz einer Blide kapitalintensiv war und der mutmaßliche frühe Beschuss der Holsterburg nicht in der vollständigen Eroberung der Anlage endete, deutet sich folglich an, dass es sich um eine Auseinandersetzung unter Beteiligung mindestens einer potenten Konfliktpartei handelte, welche sich den Blideneinsatz „nebenbei“ hätte leisten können.

Dabei kommen insbesondere zwei Auseinandersetzungen im Umfeld der Holsterburg in Betracht. Zu nennen wäre zunächst die Belagerung Widukinds von Schwalenberg auf dem Desenberg durch den Welfen Heinrich den Löwen im Jahr 1168. Der Einsatz einer Blide zu diesem frühen Zeitpunkt ist jedoch sehr unwahrscheinlich. Zudem wäre die Frage zu stellen, inwiefern die Berkules in diesen Konflikt involviert gewesen sein sollen und (viel wichtiger) ob die Holsterburg zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon existierte. Ein Blideneinsatz im Zuge der Belagerung des „welfischen“ Desenberges durch Philipp von Heinsberg nach der Entmachtung Heinrichs des Löwen 1180 ist hier jedoch eher in Betracht zu ziehen. In diesem Zusammenhang besteht die Möglichkeit, dass die Holsterburg im Rahmen der allgemeinen Kriegshandlungen zwischen finanzstarken Parteien zumindest peripher betroffen gewesen ist. Philipp könnte hier seinen (unter Umständen nur anteiligen) Anspruch auf die Holsterburg durch einen Beschuss geltend gemacht haben. Dies würde zumindest erklären, warum die Berkules ihm ohne ersichtlichen Grund Burg und Dorf Holthusen verkauften. Leider fehlen in den Schriftquellen, wie an der Holsterburg selbst, weitere Hinweise, welche diese Theorie stützen würden.

Die eigentliche Zerstörung der Anlage lässt sich am Außenmauerwerk vor allem an der Brandrötung des Steinmaterials ablesen. Sie finden Entsprechungen im Innenbereich der Burg. Auch hier ließen sich mit 1294 in Verbindung zu bringende Schäden des Binnenmauerwerkes erkennen. Insbesondere fanden sich jedoch teils mächtige Brandhorizonte in den Innenräumen der Anlage.

Im Zusammenhang mit der Außenmauer müssen abschließend noch zwei bauliche Besonderheiten erwähnt werden. Zur außergewöhnlichen Ausstattung der Gebäude auf der Süd- und Westseite zählt ein ausgeklügeltes Heizsystem. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Warmluftheizung, welche in die Ringmauer der Burg integriert war. Der Heizkanal verläuft dabei bündig mit der Innenschale der Mauer über vier Segmente des Oktogons. Die Feuerung der Anlage dürfte sich ursprünglich im Süden des Gebäudes 3 befunden haben. Der archäologische Nachweis konnte jedoch nicht erbracht werden. Unstrittig ist hingegen die hitzebedingte Rötung der Wandflächen des Kanals. Sollten diese nicht das Resultat der einstigen Nutzung als Heizung gewesen sein, etwa weil die Feuerung gar nicht zur Ausführung kam, könnte ihr Ursprung auch in einem frühen Brand des Gebäudes 3 liegen.

Eine zweite Besonderheit bildet der rechteckige Brunnenschacht im Norden der Anlage. Dieser entstand als einziges Bauelement definitiv gleichzeitig mit der Ringmauer, da er nachweislich mit dem Oktogon verzahnt und somit in einem Zuge errichtet wurde. Das gilt für die weitere Innenbebauung nicht, hier wurden alle Bauelemente gegen das Oktogon gesetzt oder nachträglich eingefügt. Der lagig gemauerte Brunnenschacht wurde im Zuge der Ausgrabung bis in eine Tiefe von ca. 1 m unter dem Niveau der Unterkante des Außenmauerwerkes freigelegt. Seine Sohle konnte jedoch aufgrund von Sicherheitsaspekten nicht erreicht werden.

Neben dem Brunnen dürfte sich die vormalige Zuwegung in die Burg befunden haben, Reste eines Tores ließen sich jedoch nicht fassen. Ein Burggraben, den die geomagnetischen Messungen vermeintlich detektiert hatten, konnte ebenfalls nicht nachgewiesen werden.

Innenbebauung

Im Innenbereich der Burg ließen sich bislang drei Gebäude nachweisen, die sich an die oktogonale Ringmauer anlehnen. Nahezu mittig konnte die Ausbruchgrube des Bergfrieds gegriffen werden. Insgesamt belegen Grundriss und Bauausführung der Anlage ein durchdachtes Gesamtkonzept.

Der als Gebäude 1 bezeichnete Baukörper, ist im Nordwesten der Burganlage zu verorten. Den Raumabschluss gegen Nordwest und West bilden dabei die Innenschalen der entsprechenden Segmente des Oktogons. Beide Segmente treffen in einem Winkel von etwa 125° aufeinander. Die Abgrenzung des Innenraumes gegen Süd/Südost beziehungsweise Nordost bildet ein zusammenhängendes, in den Einzelsegmenten rechtwinklig zueinanderstehendes Mauerwerk. Dies lässt einen annähernd asymmetrisch trapezoiden Grundriss des Innenraumes entstehen, dessen Grundfläche etwa 51 m² umfasst.

Östlich des Gebäudes befindet sich der nördliche Innenhof. Mit der Südseite grenzt das Mauerwerk an den Innenhofbereich mit dem sogenannten „Mittelblock“, der westliche Abschnitt bildet gleichzeitig die nördliche Außenmauer des Gebäudes 3. Ein Gebäude 3 zugehöriger Mauerzug setzt von Südosten kommend gegen die Außenseite von Gebäude 1.

Der Zugang zum Basisgeschoss erfolgte vom nördlichen Innenhof vorbei am Brunnen über einen Durchgang in der Nordostecke des Baukomplexes, welcher unmittelbar an die Innenschale des Oktogonsegmentes grenzt. Er ersetzte in einem letzten Abschnitt der mehrphasigen Bauhistorie des Gebäudes einen älteren Zugang, welcher sich unmittelbar angrenzend im Mauerwerk nachweisen lässt. Ebenfalls einer späten Bauphase sind Innenverschalungen zuzurechnen, die sich ausschließlich im westlichen Raumbereich fassen ließen. Belichtet wurde das Basisgeschoss durch zwei Lichtnischen in der Südmauer. Von einer sehr frühen Bauphase ist ein Fundament erhalten, welches in seiner Ausrichtung annähernd parallel zur östlichen Außenmauer des Gebäudes verläuft und von den späteren Bauphasen überlagert wird. Es ist naheliegend, in den verbliebenen Resten des Gebäudes 1 das Basisgeschoss eines mindestens zweigeschossigen Wohnbaus zu sehen.

Gebäude 2 ist im östlichen Bereich der Burganlage zu verorten. Den Raumabschluss gegen Osten bilden das östliche sowie das nordöstliche Segment der oktogonalen Außenmauer, die hier in einem Winkel von etwa 150° aufeinandertreffen. Zum inneren Burgareal gewandt findet sich ein zusammenhängendes, in den Einzelsegmenten rechtwinklig zueinanderstehendes Mauerwerk gegen Norden, Westen und Süden. Der somit grundsätzlich pentagonale Grundriss des Gebäudes umfasste dabei eine Innenfläche von ca. 41 m². Nördlich des Gebäudes liegt der nördliche Innenhof, im Westen stößt die Ausbruchgrube des Bergfrieds unmittelbar gegen die Außenmauer. Der südliche Mauerabschnitt stellte gleichzeitig die nördliche Außenmauer des Gebäudes 3 dar. Von Südwesten kommend setzt ein dem Gebäude 3 zuzurechnender Mauerzug gegen die südwestliche Ecke des Gebäudes 2.

Nimmt man den erhaltenen Baubestand der Gebäude 1 und 3 als Maßgabe, weist der verbliebene Bestand des Gebäudes 2 am wenigsten Substanz auf. Somit lassen sich hier auch nur wenige Fakten zur Ursprungsgestalt des Gebäudes ablesen. Zum einen ist zu erkennen, dass dessen Nord- und Südmauer nachträglich in die zum Zeitpunkt der Errichtung bereits existente Außenmauer eingepickt wurden, zum anderen lassen sich Rückschlüsse auf das vormalige Laufniveau des Basisgeschosses gewinnen. Die verbliebenen Mauerwerkspartien erlauben die Rekonstruktion mindestens zweier darauf befindlicher Geschosse. Damit entspräche das Gebäude 2 in seiner ursprünglichen Höhe in etwa Gebäude 1.

Unter Gebäude 3 ist ein Baukörper subsummiert, welcher die an Gebäude 1 beziehungsweise 2 ansetzende südliche und westliche Randbebauung der Anlage in Gänze umfasst. Auf einer Gesamtfläche von über 170 m² ließen sich Binnenstrukturen unterschiedlicher Zeitstellungen nachweisen. Der Bau des Gebäudes 3 erfolgt in etwa zeitgleich mit Gebäude 1 und 2, jedoch lassen die gegen beide ziehenden Fundamente des Gebäudes 3 den Rückschluss zu, dass Letzteres von den drei Gebäuden das jüngste darstellt. Zunächst scheinen in diesem lediglich hölzerne Einbauten existiert zu haben, erst in einer späteren Phase erfolgte die Errichtung von steinernen Binnenwänden. Beide Phasen scheidet ein nahezu die gesamte Fläche des Gebäudes 3 bedeckender Brandhorizont, welcher nach vorläufiger Auswertung des datierenden Fundmaterials um 1180 entstanden sein dürfte. Das dadurch nachgewiesene massive Schadereignis in diesem Bereich hatte umfassende Neubaumaßnahmen zur Folge. Neben den Binnenmauern betrafen diese auch die nördliche Außenmauer des Gebäudes, die teilweise deutlich vom Verlauf des älteren Mauerzuges abwich.

Der Zugang sowie die Belichtung des Basisgeschosses erfolgten über den südlichen Innenhof. Aufgrund der Stärke des Mauerwerkes ist bei Gebäude 3 von einer Zweigeschossigkeit auszugehen. Das Untergeschoss kann dabei mit einiger Sicherheit als Wirtschaftstrakt angesprochen werden. Im Obergeschoss darf ein repräsentativer Saal vermutet werden. Dies könnte auch die leicht gedrungene Form des Gebäudes selbst, wie auch die des gesamten Oktogons erklären.

Die beiden Höfe im Norden und im Süden der Burganlage sind vergleichsweise unspektakulär. Eine Ausnahme bildet der sogenannte „Mittelblock“ im südlichen Hof. Seine Funktion und ursprüngliche Ausgestaltung bleiben rätselhaft. Eine Arbeitshypothese deutet ihn als Fundament einer Krankonstruktion, die zum Abbruch des Bergfrieds diente. Die bei einem Durchmesser von ca. 6,80 m annähernd kreisrunde Ausbruchgrube des zwischen den beiden Höfen gelegenen Turmes ist das Resultat eines systematischen Abtrags dieses Statussymbols nach der Zerstörung der Burg. Die Ausbruchgrube wurde mit jenem Steinmaterial verfüllt, dessen Abtransport nicht lohnenswert schien. Im Abbruchschutt fand sich zudem eine Blidenkugel.

Auszug aus: Frühe Burgen Westfalens, Band 43: H.-W. Peine/K. Wegener, Die Holsterburg bei Warburg, Kreis Höxter (Münster 2020).
 

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